Minden/Osnabrück. Auch wenn das große Bibbern vorbei ist – noch immer sitzen etwa 80 Binnenschiffer auf dem Mittellandkanal fest. Voraussichtlich Anfang kommender Woche kann die Strecke
zwischen Minden und dem Dortmund-Ems-Kanal wieder für den Schiffsverkehr freigegeben werden.
„Es ist noch ganz schön viel Eis auf dem Kanal“, sagt Volker Möhring, Leiter der Außenbezirke Bad Essen und Minden beim Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Minden, nach einer Fahrt mit dem
Eisbrecher.
Am Dienstag war der Eisbrecher „SL 2056“ auf dem Mittellandkanal von Minden in westliche Richtung gestartet, um das Tauwetter für eine erste Erkundungsfahrt zu nutzen. Inzwischen sind
zwei Eisbrecher unterwegs, wobei der Erste eine Rinne durch das bis zu 40 Zentimeter dicke Eis fräst, die vom Zweiten verbreitert wird. Jürgen Göttsche vom Schifffahrtsbüro des WSA
erläutert die Vorgehensweise: „Wenn die geschlossene Eisdecke aufgebrochen ist, gelangt Wärme ins Wasser. Die Eisbrecher machen also den Anfang, damit das Tauwetter und der Regen greifen
können.“
Im Zuständigkeitsbereich des WSA Minden, also zwischen Bergeshövede und Sachsenhagen, werden die Eisbrecherfahrten in den nächsten Tagen mehrfach wiederholt. Am Wochenende, so Göttsche
weiter, würden voraussichtlich erste Konvoi-Fahrten möglich sein, der reguläre Schiffsverkehr könne – bei gleichbleibender Wetterlage – wohl spätestens Anfang nächster Woche wieder
aufgenommen werden.
Eis auf dem Kanal sei an sich nicht ungewöhnlich, allerdings, so der WSA-Mitarbeiter, sei die Kälte in diesem Winter sehr jäh gekommen und habe viele Binnenschiffer im wahrsten Wortsinne
„kalt erwischt“. „Der eine oder andere Schiffer hatte vielleicht noch eine Fahrt angenommen, weil er nicht mit einem derart schnellen Frosteinbruch rechnete“, erläutert er die doch
erhebliche Zahl der Schiffe, die derzeit aufgrund der geschlossenen Eisdecke in den Liegehäfen festsäßen.
Hinzu komme, dass das Eis sehr hart sei, weshalb das Amt, das über einen eigenen Eisbrecher verfüge, das zweite Schiff, die „Paula“, angemietet habe. „Vor allem die Schleusen und
Sicherheitstore müssen kontrolliert werden, damit nicht zu viel Eisdruck auf ihnen lastet“, berichtet Kollege Möhring. Der Kanal, so Göttsche, könne erst dann freigegeben werden, wenn die
Eisdecke so weit offen sei, dass sie Begegnungsverkehr ermögliche. „Schließlich müssen sich die Schiffe steuern lassen, und es darf nicht zu ‚Feindberührungen‘ kommen.“
Von den 325 Kilometern Gesamtlänge des Mittellandkanals verlaufen (einschließlich Stichkanal) rund 70 Kilometer durchs Osnabrücker Land.